Neulich habe ich in einer Fachzeitschrift gelesen, die heutige Jugend sei kaum noch gesprächsbereit, habe ihren Wortschatz auf das Niveau der „Tele-Tubbies“ reduziert und könne daher letztlich nicht mehr verbal kommunizieren,

Dies stand  - wie ausgeführt -  in einer angesehenen Fachzeitschrift, war wissenschaftlich aufbereitet und mit vielen (meist altgriechischen und lateinischen) Fremdworten unterlegt.

„Weit gefehlt“ möchte man da aufschreien und den Wissenschaftlern zurufen „kommt in unsere Reitervereine“.

Da könnt Ihr sie sehen unsere  - meist weiblichen -  Jugendlichen; sie reden, reden, reden!

 Vor und nach dem Reiten schallt es fröhlich bis weit aus der Reitanlage hinaus (und gibt den  - größtenteils unfreiwilligen -  Zuhörern bereits Hinweise auf das, was ihn erwartet).

 

Selbst in der Bahn und „hoch zu Pferde“ zu zweit, zu dritt (gelegentlich auch zu viert) nebeneinander reitend, die gemächlich bummelnden Pferde dabei sich selbst überlassend, sie reden, reden, reden!

Wen stört es, dass dabei gelegentlich Dritte gestört werden; sie reden, reden, reden!

Den vorstehend zitierten Wissenschaftlern rufe ich zu:

Kommt in die Reitervereine und überzeugt Euch, die heutige Jugend ist kommunikationsfähig, sie ist kommunikationswillig (und teilweise fast schon kommunikationssüchtig).

 

Oder sollten Reiter etwa andere Menschen sein ?

 

Anmerkung:

 

Reiten hält jung {unsere dem Teenageralter bereits deutlich entwachsenen (ebenfalls meist weiblichen) Semester haben sich überwiegend  - insbesondere auch hinsichtlich ihrer Kommunikationsfähigkeit -  den Charme der Jugend bewahrt}. 


Der Verfasser dieser Zeilen hat sich im Laufe seiner nunmehr langjährigen Tätigkeit als Übungsleiter und Richter (erschien Ende 1966 erstmals auf rheinischen Richterlisten) mit diversen Reitlehren, Denkschriften und sonstigen Publikationen namhafter Hippologen eingehen befasst. Er hat die dort vertretenen Lehren (auch Ausführungen über Irrlehren) gewissenhaft studiert und Dank der profunden Kenntnisse der jeweiligen Verfasser sein Wissen nicht unerheblich  - und eindeutig positiv -  erweitert.

Die dabei verinnerlichte Literatur ist nahezu vollständig und behandelt alle möglichen Probleme erschöpfend und mit gebotener Gewissenhaftigkeit.

 Ein wichtiges Thema hat der Verfasser jedoch dabei bisher  - leider -  nicht entdeckt; es ist offensichtlich auch bislang noch nicht behandelt worden:

das Handy.

 

Zwar muss man den Verfassern dieser Reitlehren, Denkschriften und sonstigen Publikationen zugestehen, dass das Handy  - zumindest bei älteren Publikationen -  noch völlig außerhalb gängiger Denkmodelle war und auch moderneren Autoren ein Zusammenhang zwischen Hippologie und Handy (zu Recht ?) meist verborgen bleibt.

Tatsache ist aber  - auch wenn die Literatur dies völlig negiert -, dass das Handy in Ställen und Reithallen nicht mehr zu übersehen ist.

 

Nun soll im Rahmen diese Zeilen keinesfalls über den psychoanalytischen, kulturhistorischen oder technischen Wandel kommunikativer Gegebenheiten referiert werden (hierzu fehlt es dem Verfasser an entsprechender Aus- und Fortbildung); hier es geht lediglich um den Zusammenhang „Pferd und Handy“.

 

Der Gesetzgeber sanktioniert das „Telefonieren ohne Gegensprechanlage“ am Steuer eines sich bewegenden Kfz mit Bußgeld und Punkten in Flensburg, dies muss  - nicht nur nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen -  erst Recht bei „telefonieren auf dem Rücken eines Pferdes“ gelten.

Das Gefahrenpotential von Kraftfahrzeugen ist regelmäßig ausschließlich durch den Fahrer bestimmt; Pferde verfügen jedoch nun mal über ein die ständige und uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Reiters einforderndes Eigenleben.  


Die evolutionsbedingten Eigenschaften des Pferdes (u.a. schreckhaftes Fluchttier) erfordern ein  - erfahrungsbedingt nicht permanent notwendiges -  aber dennoch  jederzeit mögliches Eingreifen des Reiters; dies ist mit „Handy am Ohr“ und einer dadurch blockierter Reiterhand nur bedingt möglich. Auch hat das Pferd, das sich  - mehr oder weniger ausgeprägt -  dem Reiter anvertraut, die ungeteilte Aufmerksamkeit dieses Reiters verdient.

 

Letztlich sind auch die Mit(st)reiter des exzessiv das Handy Nutzenden nicht immer an der doch bisweilen äußerst banalen Kommunikation interessiert.

Für Vieltelefonierer, die sich  - ob der damit suggerierten Wichtigkeit -  die Aufmerksamkeit Dritter erhoffen, sei Herr Stecken zitiert „versucht es einfach mal mit richtigem Reiten“ (dies schafft erstrebenswerte Aufmerksamkeit).

PS.

Auch der Verfasser dieser Zeilen ist dem technischen Fortschritt keineswegs abgeneigt (er besitzt Handy, I-Pad und Computer) und nutzt sein Handy durchaus

 

 

aber nicht auf dem Pferd !